Die Toten Hosen – Ohne Plan ganz nach oben

guitar, guitarist, music

Es wirkt wie ein Widerspruch, dass sich eine der erfolgreichsten deutschen Punk-Bands gerade im sonst so als schick und nobel geltenden Düsseldorf bilden sollte. Aber genau hier schlossen sich Anfang der 80er sechs junge Männer zusammen um mit ihrer Energie die deutsche Musikszene auf zu mischen.

Nicht so viel Musik, dafür viel Elan

Als die Band sich gründete verband die Freunde vor allem die Liebe zum Punk. Sie hörten die Punkmusik der 70er und beschlossen selbst eine Band zu gründen. Dass man dafür ein Instrument spielen muss interessierte sie wenig. Sie brachten sich die Instrumente einfach selbst bei.

Viel größere Sorgen machte ihnen, dass drei der sechs Mitglieder Andreas mit Vornamen hießen. Also legten sie sich Stage-Namen zu und so wurden aus Andreas Frege, Andreas von Holst und Andreas Meurer, die Punk Ikonen Campino, Kuddel und Andi. Zwei Jahre nach der Gründung der Band stieß auch Wolfgang Rhode, genannt Wölli, dazu, der bis 1999 für die Band das Schlagzeug scheppern ließ. Seit seinem Ausscheiden tut dies der britische Musiker vom Ritchie.

Wie der Titel 3 Akkorde für ein Halleluja der späteren Dokumentation über die Anfänge der Band andeutet, überzeugten die fünf Künstler zunächst nicht durch die Qualität ihrer Musik. Viel mehr gelang es ihnen das Publikum mit einzubeziehen in das Konzert und es so mitzureißen. Und so wurden sie mit der Zeit zu einem beliebten Live-Act und traten deutschlandweit auf.

Die Jungs rocken weiter

Einen ersten Erfolg erzielten die Toten Hosen mit der Single Eisgekühlter Bommerlunder, den sie über ihr eigenens Plattenlabel veröffentlichten. Das Trinklied kam gut und wurde bald darauf auch im Radio gespielt. Und wer sich damals die Single im Original kaufte, bekam noch ein kleines Fläschchen Bommerlunder dazu.

Auch ihr erstes Album, Opel-Gang, erschien 1983 im eigenen Label. Die beiden folgenden Alben Unter falscher Flagge und Damenwahl wurden dann bei größeren Labels veröffentlicht. Allerdings kam es dabei immer wieder zu Reibereien zwischen dem Label und der Band, die wenig Lust darauf hatte sich irgendetwas vorschreiben zu lassen.

Der erste Chart-Erfolg

Der erste Einstieg in die deutschen Charts gelingt ihnen erstmals 1987 mit der Platte Never Mind the Hosen – Here’s Die Roten Rosen. Mit dem Album Ein kleines bisschen Horrorshow kommt dann der endgültige Durchbruch. Songs wie Hier kommt Alex festigen den Ruf der Punkrocker und füllen bald auch die großen Hallen der Nation.

Nach dem Mauerfall machten die Toten Hosen dann auch eine Tournee durch die ehemalige DDR – auf dem Fahrrad. Die Instrumente und und das restliche Equipment ließen sie sich von einem Kleinbus hinterherfahren.

Zwischen 1993 und 1996 veröffentlichen die Toten Hosen drei Alben. Kauf MICHReich & Sexy und Opium fürs Volk, erhalten allesamt Platin-Status. Obwohl sie immer wieder eifrig Platten auf den Markt bringen, sind sie jedoch weiterhin vor allem für ihre live Performances bekannt und beliebt. Und das nicht nur im deutschsprachigen Raum.

Eine Band bereist die Welt

Der musikalische Erfolg ist danach nicht mehr aufzuhalten und die Toten Hosen etablieren sich zusammen mit Die Ärzte als die Punkbands in Deutschland. Dabei singen die Toten Hosen vorranging auf deutsch. 1991 erscheint das Album „Learning English Lesson One“. Aber auch dieses Album umfasst vor allem deutsche Cover-Versionen englischsprachiger Künstler.

Aber wer denkt eine deutsche Punkrock Band könne höchstens in Deutschland auftreten und gelegentlich im Vereinten Königreich, wird von den Hosen eines besseren belehrt. Sie lieben es aufzutreten und sie lieben es die Welt zu bereisen.

Guatemala, Usbekistan, Türkei, Hawaii, Israel, Mexiko oder Litauen. Was sich liest wie der Reiseplan des deutschen Außenministers, sind nur einige wenige Beispiele der Orte an denen die Toten Hose schon aufgetreten sind. Besonders Lateinamerika bereist die Band immer wieder und lässt sich dort von einer festen Fangemeinde feiern.

Die Toten Hosen im eigenen Wohnzimmer

Was für einige ein Alptraum ist, ist für andere ein Traum. Anfangs als Gag, später als Kult, treten die Toten hosen auch immer wieder im kleinen Kreis auf, geben exklusive Konzerte auf Geburtstagsfeiern oder spontane Gigs. Immer wieder gibt es Ausschreibungen bei denen man ein Konzert der Toten Hosen gewinnen kann.

Und genau das macht die Toten Hosen so beliebt. Sie verkörpern Punk nicht nur durch ihre Musik, sondern auch durch ihre Lebensweise und ihr Auftreten als Band. Dafür schätzen und lieben sie die Fans auf der ganzen Welt.

Nicht nur laute Musik

Die Texte der Lieder der Toten Hosen sind oft in einfacher und eingängiger Sprache geschrieben. Der Inhalt hingegen ist alles andere als platt. Immer wieder engagieren sich die Toten Hose in ihren Texten gegen Rechtsradikalismus und für soziale Ungerechtigkeit und Zivilcourage. Sie beziehen klar Stellung und kümmern sich nicht immer darum wem sie dabei auf die Füße treten.

Verbundenheit mit Fußball

Und auch mit dem Fußball sind die Punkrocker eng verbunden. Und so wurde ihr Song Tage wie diese zu einer Art inoffiziellen Hymne der deutschen Nationalmannschaft während der Fußball EM 2012. Außerdem setzten die eingefleischten Fans der Düsseldorfer Fortuna ihrer Abneigung gegenüber dem FC Bayern ein sehr populäres Denkmal mit dem Song Bayern. In 17 von 18 Bundesliga Stadien wurde dieser Song zu einem Klassiker.

Über 50 und noch kein bisschen müde

Und weil die Rocker aus Düsseldorf auch nach mittlerweile über 30 Jahren auf der Bühne und 15 Studienalben immer noch nicht genug haben, wurde erst 2017 das nun 16te Album,

Laune der Natur veröffentlicht. Eingeleitet wurde es mit einer Serie von Wohnzimmerkonzerten und schoss dann ohne Umwege direkt auf Platz 1 der deutschen, österreichischen und Schweizer Charts. Und so bleibt uns zu hoffen, dass die Toten Hosen auch weiterhin keine Ruhe geben werden.

Die Toten Hosen sind eine der zwei erfolgreichsten Punkrock Bands in Deutschland. Ihre Songs und vor allem die Energie in ihren Lieder begeistern die Fans noch heute genau so wie Anfang der 80er. Sie sind über all diese Jahre authentisch geblieben und haben nie ein Blatt vor den Mund genommen. Wie bei kaum einer anderen Band, hat man bei den Hosen das Gefühl, dass sie eben tun worauf sie Lust haben.

An erster Stelle steht für sie nicht der Kommerz, sondern tief im Herzen sind sie eben doch Punkrocker geblieben. Punks, die keine Lust haben sich etwas vorschreiben zu lassen oder die Erwartungen anderer zu erfüllen. Das nehmen die Fans ihnen ab und so grölen sie die Lieder noch heute aus voller Kehle mit.

Die besten Lieder von den Toten Hosen

Die Jungs haben so unglaublich viel Musik gemacht, dass es uns wirklich schwer gefallen ist unsere Top 10 in der Redaktion zu bestimmen. Es gab jede Menge Meinungen. Letztlich haben wir ein Voting durchgeführt:

1. Tage wie diese
2. Liebesspieler
3. Hier kommt Alex
4. Steh auf, wenn du am Boden bist
5. Opel-Gang
6. Bonnie und Clyde
7. Halbstark
8. Bayern
9. Wehende Fahnen
10. Wannsee

Mehr Informationen zu den Toten Hosen

Studioalben:

  • 1983: Opel-Gang
  • 1984: Unter falscher Flagge
  • 1986: Damenwahl
  • 1988: Ein kleines bisschen Horrorschau
  • 1990: Auf dem Kreuzzug ins Glück
  • 1991: Learning English Lesson One
  • 1993: Kauf MICH!
  • 1996: Opium fürs Volk
  • 1999: Unsterblich
  • 2002: Auswärtsspiel
  • 2004: Zurück zum Glück
  • 2008: In aller Stille
  • 2012: Ballast der Republik
  • 2017: Laune der Natur